Die Siedlungsgeschichte in Norddeutschland
Erbkötter, Markkötter
Im Gebiet des heutigen südlichen Landkreises Osnabrück hat es um die Jahrtausendwende in den weiten Tälern
nur vereinzelte Hofgruppen gegeben. Die Äcker waren auf dem höher gelegenen Gelände, das Esch genannt wurde.
Das übrige Land wurde allgemein als Mark bezeichnet.
Als um das Jahr 800 der Frankenkönig Karl der Große das Sachsenland unterwarf und ihm eine neue strenge Ordnung
auferlegte, nahm auch die Bevölkerung in unserer Gegend rasch zu. Das Ackerland auf dem Esch wurde knapp. Um die Menschen
zu ernähren reichte es nicht mehr aus und man musste Neues schaffen.
Die Markflächen wurden kultiviert und es konnten neue Höfe und Bauernschaften entstehen. Die ersten Bauernhöfe
haben sich im Laufe der Zeit auch zu den größten und wohlhabendsten entwickelt.
Ihre Besitzer waren die sogenannten Vollerben, die volle Markenrechte besaßen, aber auch entsprechende Zahlungen zu leisten
hatten, wenn es für die Gemeinde nötig war. Halberben hatten in der Mark dagegen nur die halben Rechte und auch nur die halben
Pflichten.
Durch die Neugründungen von Höfen, Bauerschaften und Dörfern wurden die vorhandenen Markflächen zusehends
kleiner. Das wurde zu einem ernsten Problem, da die Marken der Allgemeinheit zur Verfügung standen und ihre Nutzung für die
Bauern ungeheuer wichtig war. Deshalb wurden seit der Mitte des 13. Jahrhunderts kaum noch große Bauernhöfe gegründet.
Was aber sollten die erwachsenen Söhne eines Bauern machen, wenn sie heiraten und sich selbstständig machen wollten?
Es blieb nur eine Möglichkeit: Der Vater gab seinem Sohn ein Stück Land aus eigenem Besitz, wo er ein kleineres Haus
mit Stallung bauen konnte. Als Grundausstattung erhielt er vom väterlichen Hof außerdem einige Parzellen guten
Ackerlandes auf dem Esch und konnte so, auf etwas bescheidenere Art, selbständig existieren. Diese neuen Siedler wurden
Erbkötter genannt. Sie hatten wie die Bauern, wenn auch geringere, Nutzungsrechte in der Mark und nahmen auch an der ständigen
Rodungstätigkeit der bäuerlichen Gemeinschaft teil. Der väterliche Hof konnte seinen Verlust an Grund und Boden durch
Neurodung auf dafür ausgewiesenem Markengrund ausgleichen.
Als aber im Laufe der Zeit auf der einen Seite das Siedlungsland immer knapper und die Bevölkerungszahl hingegen immer
größer wurde, musste man sich etwas Neues einfallen lassen. Zwar mussten wie eh und je immer wieder Bauernsöhne
neu angesiedelt werden, nun aber unter wesentlich bescheideneren Bedingungen. Sie erhielten kein Land mehr vom väterlichen
Stammhof, sondern nur noch einen kleinen Landstreifen in der Mark, wo sie einen bescheidenen Kotten einrichten konnten und dafür
den Namen Markkötter erhielten. Sie waren oft auf Nebenverdienst angewiesen und betrieben oft nebenbei die Leinenweberei.
Nutzungsrechte in der Mark standen Ihnen meist nicht mehr zu. In der Auheide bespielsweise, einem Teil der Eppendorfer Mark, wurden eine
ganze Menge solcher Markkötter angesiedelt.
Wenn auch die Höfe der Voll- und Halberben, der Erb- und Markkötter in ihrer Größe sehr unterschiedlich
waren, so hatten sie doch eines gemeinsam: sie alle waren eigene landwirtschaftliche Betriebe.
Im 17. Jahrhundert jedoch, besonders nach dem 30jährigen Krieg, als sich die Landbevölkerung von den Zerstörungen
des Kriegsgeschehens erholte, trat eine neue landwirtschaftliche Gruppe in Erscheinung: die Heuerleute (Heuerlinge).
Anmerkung zur Bauerschaft Wellendorf:
Das Kirchdorf Borgloh liegt inmitten und auf dem Boden der Bauerschaft Wellendorf, man kann es auch als Alt-Wellendorf
bezeichnen. Neu-Wellendorf entspricht dem Kern der neuen Kirchengemeinde Wellendorf.
Die Angaben zur Bauerschaft Wellendorf beziehen sich aus heutiger Sicht also immer auf Wellendorf und Borgloh.
Erbkötter im Kirchspiel Borgloh um 1785
Bauerschaft |
Name |
Name |
Eigen an |
Freikauf |
Allendorf |
Brockmeyer |
Im Kume |
1/3 an Kapitel St. Johann |
1839 |
Allendorf |
Bernhörster |
Aufr Berenhorst |
1/3 an Haus Gesmold. Er gilt als ehemaliger Ravensberger Freier |
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Ebbendorf |
Grevendiek |
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1/3 an Kloster Oesede |
1848 |
Ebbendorf |
Hengelbrock |
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1/3 an Gograf Schorlemer |
1865 |
Ebbendorf |
Willmann |
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1/3 an Haus Borgloh, Cappeln Haus |
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Ebbendorf |
Eggemeyer |
Vor der Egge |
1/3 an Domkapitel |
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Ebbendorf |
Thymeyer |
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1/3 an Cappeln Haus, Haus Borgloh |
1866 |
Ebbendorf |
Vogelsang |
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1/3 an Cappeln Haus, Haus Borgloh |
1842 |
Ebbendorf |
Holtgreife |
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1/3 an Cappeln Haus, Haus Borgloh |
1842 |
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Eppendorf |
Althöver |
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1/3 Landesherrlich.Petrifrei |
1842 |
Eppendorf |
Altemöller |
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1/3 frei an Bauerschaft |
1839 |
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Uphöfen |
Konersmann |
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1844 |
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Wellendorf |
Schweer |
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1/3 Petrifrei, an Pastor und Kirche |
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Wellendorf |
Stötermann |
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1/3 an Kappelen Haus, Gut Borgloh |
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Wellendorf |
Ahrtmann |
Düvelius |
1/3 an Landesherrn 1717, Stätte von dem Pastorat (Garten) Petrifrei im Borgloher Buch eingetragen |
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Wellendorf |
Böhne |
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1/3 an Kloster Iburg |
1842 |
Wellendorf |
Fischer |
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1/3 gehört Kirche zu Borgloh |
1839 |
Wellendorf |
Hehenkamp |
Heidekamp |
1/3 gehört zur Vogtei |
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Markkötter im Kirchspiel Borgloh um 1785
Bauerschaft |
Name |
Name |
Eigen an |
Freikauf |
Allendorf |
Kaumkötter |
Im Kume |
1/4 an den Landesherrn. Bezahlt noch Freiengeld. Gehört an Kirche zu Borgloh |
1727 |
Allendorf |
Schürmeyer |
Auf der Schurheide |
1/4 an den Landesherrn Gografen Habern |
1726 |
Allendorf |
Schröer |
Schröder aufm Vahrenbrinke |
1/4 an den Landesherrn, frei für 318 Taler |
1826 |
Allendorf |
Vorm Baume |
Groneck vor dem Baum, Baumann |
1/4 Muss Briefe tragen und Baumschließen auf der Baum an der Grönenberger Kreisgrenze |
1839 |
Allendorf |
Nierenbecker |
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1/4 Dienstgeld an den Landesherren 1424 = domus Nederbeke, damit ältester Markkotten in Borgloh |
1727 |
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Ebbendorf |
Im Mergel |
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1/4 an den Landesherrn |
1791 |
Ebbendorf |
Greive |
im Brock |
1/4 an den Landesherrn (Schmied aufr Masch). Abgabe ab Kloster Oesede zwei Handdienste, wird 1512 noch Vollerbe genannt, 1580=Halberbe, später Erbkötter und zuletzt Markkötter. |
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Ebbendorf |
Schmidt |
Aufr Marsch |
1/4 (A.Rottmann |
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Ebbendorf |
Lüning |
Leuning |
Frei wegen Türken-Ungarn Feldzug, vorher Kotten von Vinckemann |
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Ebbendorf |
Gervelmeyer |
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1/4 Domkapiteleigen |
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Ebbendorf |
Bulthoff |
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1/4 an Landeshern, Bauerschaftsdienste |
1792 |
Ebbendorf |
Leimkühler |
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1/4 an Landeshern, Bauerschaftsdienste |
1844 |
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Eppendorf |
Witte Hermann |
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1/4 landesherrlich, Petrifrei, Freikauf für 404 Taler |
1720 |
Eppendorf |
Wiedbrock |
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1/4 landesherrlich, Petrifrei, 1 Dienst für Landesherrn, 1 Dienst für Bauerschaft. |
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Eppendorf |
Vor der Hake |
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1/4 landesherrlich, Petrifrei, winnpflichtig. Freiengeld an die Gemeinde |
1824 |
Eppendorf |
Vinkenhöver |
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1/4 an die Kirche Handdienst |
1818 |
Eppendorf |
Johann Lepper |
|
1/4 an die Kirche, an die Bauerschaft. |
1826 |
Eppendorf |
Vorden Schlingen |
Schlingmeyer |
1/4 an Landesherrn, Kirche zu Borgloh. |
1839 |
Eppendorf |
Heinrich Zur Boyen |
Terboyen, Taule |
1/4 landesherrlich,petrifrei, an Kirche Geld. |
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Eppendorf |
Schriever |
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an Landesherrn, wöchentlich 1 Dienst im Holz, Kirche zu Borgloh pro canone Geld |
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Eppendorf |
Kinker |
Kienker |
landesherrlich,petrifrei. |
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Eppendorf |
Im Hagen |
Hagemeyer, Lanwermeyer |
an Fr. von Spiegel |
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Eppendorf |
Lischer |
heute Haake |
landesherrlich, Bauernrente an Bauernschaft |
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Eppendorf |
Jost Kreyer |
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frei für 103 Taler |
1836 |
Eppendorf |
Heinrich ufm Brinke |
Brinkmann |
1/4 petrifrei, winnpflichtig/Bauerschaft |
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Eppendorf |
Balz Vincke |
Vogelpohl |
1/4 landesherrlich, nach Ritterrecht eigen |
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Eppendorf |
Vögeding |
Michel (Petersmann) zu Eppendorf. (zu. Allendorf) |
frei, landesherrlich |
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Uphöfen |
Büscher-Bergbreder |
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Uphöfen |
Schäfer |
Scheiper upm Biäge, Schäfer aufm Berge |
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1834-1858 |
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Wellendorf |
Brünings Kotten |
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zeitweise Vogt Strubberg, Vogt Krüger, Bergwerkssiedlung |
1769 |
Wellendorf |
Steinkühler |
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1/4 frei an Kirche = Triengeld geben (Öl) für Licht |
1791 |
Wellendorf |
Schroer aufr roten Heide |
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1/4 an Landesherrn, vormals Domkapiteleigen, wöchentlicher Handdienst an Kirche zu Borgloh, St. Petrifrei |
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Wellendorf |
Bücke |
Bödeker |
1/4 frei (Landesherrneigen), wöchentlicher Handdienst an Pastor und Schule - freyengelt. Oswald Buck, Wymans Kotten, Ravensberger Freier |
1791 |
Wellendorf |
Raesfeld |
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1/4 an Landesherrn, an Kirche zu Borgloh, an hiltersche Kirche wegen Markenweide |
1796 |
Wellendorf |
Kemper |
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1/4 an Landesherrn, wöchentlich an Kirche zu Borgloh. |
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Wellendorf |
Wellenkamp |
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1/4 an Haus Brandenburg. |
1855 |
Wellendorf |
Budde |
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1/4 an Landesherrn, an Kirche zu Borgloh Armenrente. |
1839 |
Wellendorf |
Overschmidt |
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1/4 an Landesherrn, Handdienst an Bauerschaft. Die erste Schmiede, die im Fürstentum Osnabrück gemeldet wird in Verbindung mit landwirtschaftlichem Betrieb auf dem Dorfe. |
1839 |
Wellendorf |
Brinkschröder |
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1/4 an Landesherrn, Handdienste an Kirche zu Borgloh und an die Schule. |
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Wellendorf |
Konerding |
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1/4 an Dratum, eigen an Iburg 1667, Briefträgerlast am Hofe, im 19. Jahrhunder aufgeteilt, heute Strubberg. |
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Wellendorf |
Wechmann |
der freie Kotten Wegmann |
Haus des Vogtes, Oswald Buck in der kleinen Heide an der Grenze von Hankenberge |
1796 |
Wellendorf |
Heinrich Pieper |
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1/4 an den Landesherrn, an Kirche zu Borgloh |
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Wellendorf |
Büngener |
Bünger |
1/4 an Rentmeister (Erkl.s.u.) zu Iburg, wöchentlich ein Handdienst |
1839 |
Wellendorf |
Hornmeyer |
Hibbeler |
1/4 an Kirche zu Borgloh, an Küster |
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Wellendorf |
Dreckkötter |
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1/4 frei (am Osterkamp, Schnatgangstraße) |
1838 |
Wellendorf |
Jürgen Schmidt |
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1/4 fei, Freiengeld an Kirche |
1839 |
Wellendorf |
Lukas Nülle |
|
1/4 an Landesherrn, Bauerschaft und Schule |
1839 |
Wellendorf |
Caspar Steinkühler |
|
1/4 an Landesherrn, Dienst für die Bauerschaft |
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