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Die Borgloher Schützentradition Wir hören erstmalig im Jahre 1424 von den Borgloher Schützen: Sie zeichneten sich durch die Zerstörung der Burg Pelsterkamp bei Dissen durch besonderen Eifer aus. Im Jahre 1719 kam es in Borgloh zu einem Streit um die Schützen- bzw. Kirchenspielfahne zwischen Vogt und Kirche. Es stellte sich dabei heraus, dass es sich um eine Schützenfahne mit der Jahreszahl Anno 1586 handelte. Lange Jahre hatte diese Fahne unbeachtet auf dem Altar der Kirche gelegen. Es lässt sich nachweisen, dass sie von dem Bischof Bernhard II. von Osnabrück gestiftet wurde. Dieser Bischof regierte von 1585 - 1591. Beim Brand der Borgloher Kirche 1753 muss die Fahne wohl den Flammen zum Opfer gefallen sein. Die Schützen Wer waren nun eigentlich die Schützen? Die erste bekannte Verordnung über das ländliche Schützenwesen ist vom 9. August 1312 datiert. Sie besagt, dass zur besseren Verteidigung des Stiftes Osnabrück die Untertanen sich in den Besitz von Waffen bringen sollen. Die Aufgaben der Schützen waren äußerst vielseitig. Bei Feuersbrünsten hatten sie mit zu löschen, bei Wolfsjagden stellten sie die Treiberkette usw.. Das Kommando über die Schützen ihres Verwaltungsbezirks, der zumeist ein Kirchspiel umfasste, hatten die Vögte. Über Namen und Lebensdaten der Borgloher Vögte sei hier nur kurz vermerkt, dass über ihr Walten im Kirchspiel Borgloh von 1556 bis zur Säkularisation im Jahre 1802 Unterlagen bestehen. Um 1600 Unruhig waren die Zeiten, die dem Dreißigjährigen Krieg vorausgingen. Vor dem Osnabrücker Landtag wurde daher auch verschiedentlich über die Verteidigung des Landes verhandelt. So kam am 17. Dezember 1591 auf der "Hohen Linde" bei Kloster-Oesede eine Schützenordnung zustande, die unter anderem folgenden Inhalt hat: "Die Schützen sollen wieder in gute Ordnung gebracht werden, und man soll darauf achten, dass alle Waffen besitzen und auch damit
umgehen können. Eine allgemeine Musterung wurde 1602 eingeführt und bestimmt, dass 5 Vollerben, 10 Halberben oder 15 bis 20 Kötter einen aus ihrer Mitte wählen sollen, der ständig gerüstet und in Bereitschaft ist. Das Amt Iburg hatte schätzungsweise damals etwa 1600 Schützen. Die Organisation sah etwa folgendermaßen: Die Schützenliste von 1630 Eine Generalmusterung, bei der man die "Besten Schützen" ermitteln wollte, fand am 5. Oktober 1630 statt. Aus dem Kirchspiel Borgloh wurden 37 Mann für gut befunden. Ob sich das auf die Treffsicherheit oder auf eine gute Bewaffnung bezog, konnte nicht ermittelt werden. Nachstehend die Namen: Wellendorf: Boymann, Bergstermann, Gersmann, Peistrup, Rottmann, Wentrup, Aßmann, Haßlöwer, Twellmeier, Johann Steinkühler, Kempfer Uphöfen: Vogelschießen 1635 Der 30-jährige Krieg war inzwischen beendet. Nach Abzug de Schweden konnte Franz Wilhelm von Wartenberg, der seit 1625 Bischof von
Osnabrück war, erneut die Regierung antreten. Die erste Nachricht über ein Vogelschießen in Borgloh haben wir aus dem Jahre 1655. Das soll nun nich heißen, dass dieses nun das erste überhaupt in Borgloh war, Vogelschießen hat es hier bestimmt auch schon früher gegeben. Dieses aber war das erste nach dem 30jährigen Krieg und auch das erste, von dem wir Nachricht haben. Nachstehend der ersten beiden Könige: 1655 Trockel Qualbrink 1656 Lambert Schwermann Im Jahre 1656 erließ der Bischof Wilhelm von Wartenberg eine Verordnung das Vogelschießen betreffend. Die Verordnung
umfasste in langatmigen Ausführungen 22 Punkte. Als Napoleon im Jahre 1806 unser Osnabrücker Land, das damals unter preußischer Herrschaft stand, besetzen ließ, wurde gleich eine vollständige Entwaffnung angeordnet. Borgloher Schützengeschichte im 19. Jahrhundert Am 30. Juli 1846 wurde von der "Borgloher Club-Gesllschaft" ein Gesuch eingereicht, ein Vogelschießen abhalten zu
dürfen. Zwei Tage später wurde die Genehmigung erteilt unter der Bedingung, dass zwei Mann für die Aufsicht zu sorgen hatten. Der König bei diesem Schützenfest wurde Dr. med. L.F. Schleymann, Dissen. Als 1866 wieder ein Gesuch eingereicht wurde, äußerten die Behörden Bedenken. Es war auch keine gute Zeit, Feste zu feiern. Der Krieg Hannover gegen Preußen drohte auszubrechen. Die Genehmigung zum Vogelschießen wurde zwar erteilt, doch heißt es u. a. "Jedoch glaube wir schließlich die Bemerkung den Antragstellern nicht vorenthalten zu dürfen, wie wenig die gegenwärtige Zeit zum Abhalten von Vogelschießen und Tänzereien uns zu passen scheint...." Als Schützenkommission wurden genannt: Mit Beendigung des deutsch-französichen Krieges 1870/71 versuchte man erneut, das Schützenwesen wieder in Gang zu bringen. Über das Schützenfest am 30. August 1874 ist, wie man von alten Augenzeugen hörte, mehr zu berichten. Der Festplatz war auf
dem Grundbesitz des Bauern Gersmann am Südhang des Gersberges. Man hatte nicht Mühe und Arbeit gescheut, Zelte zu errichten und
für einen regen Besuch zu werben. Am Spätnachmittag des Festtages, als alle Gäste in Feststimmung und Freude feierten, kam
unversehens ein furchtbares Gewitter mit Sturm und Wolkenbrüchen. Die neue Periode der Schützenfeste ab 1920 Als Beweis dafür, wie fest das Brauchtum des Schützengeistes in unserer Heimat verwurzelt ist, kann angesehen werden, dass unter des Bauer Störtländer, Hankenberge und des Gastwirtes Tepe, Wellendorf, es im Jahre 1909 zur Gründung eines Schützenvereins in Hankenberge-Wellendorf kam. Im Jahre 1919 gab der Bierverleger Franz Greive aus Borgloh den Königsschuss ab. Dieses Ereignis hatte zur Folge, dass auch in Borgloh eine kräftige Bewegung entstand, wieder den uralten Borgloher Schützenverein aufleben zu lassen. Für die Werbung von Mitgliedern setzten sich besonders aktiv Georg Greive und Mathias Eickhorst ein. 1920 konnte man am 27.8. Schützenfest feiern. Erster König wurde Samtgemeindevorsteher Franz Brune. Man kann wohl sagen, dass seither die ständig wiederkehrenden guten Wünsche über "wachsen, blühen und gedeihen" reichlich in Erfüllung gingen. Mit Ausnahme der Katastrofenzeit von 1939 - 1950 ist das Schützenfest bis heute als echtes Volksfest der Samtgemeinde Borgloh gefeiert worden. Nicht nur das eigene Kirchspiel, auch die Nachbargemeinden bringen stattliche Besucherzahlen. Nörgler, Miesmacher und Pessimisten sprachen mal von "Reine Kinderigge". Ist es nicht schön, wenn sich mit Kindern und Jugendlichen die Erwachsenen auch für solche Anlässe ein kindliches Gemüt bewahren? Noch ein Wort zum Volksfest Auswärtige Gäste sprechen bei Vergleichen, dass da und dort Stände und Gruppen die Schützenfeste beherrschen und diese
sich deshalb über schlechte Beteiligung beklagen. In der Hast heutiger Zeit ist es gut, Gelegenheit zu haben, sich beim Schützenfest mit jedem, den man sucht, den "guten Tag" zu wünschen und sich aussprechen zu können. Wie stark sind die Wünsche der heiratsfähigen Jahrgänge mal dies oder jenen näher kenn zu lernen. Neue Freundschaften werden geschlossen. Gegenseitige Hilfe versprochen. Manch einer ist sich dann auch bei Anwesenheit der älteren für die Wahl eine Ehepartners schlüssig geworden. So hat unser Schützenfest in mancher Hinsicht auch gute Folgen für die Zukunft. Quelle: aus Geschichtsforschungen von G. Schotte |